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Antol Studler
Chief Technology Officer
ITRIS One AG

Kann die ICT «Net Zero» erreichen?

"Net Zero" ist ein Muss - aber die Welt braucht auch Connectivity

Der Energieverbrauch (und in letzter Zeit auch deren Preis) der ICT hat sich in den letzten Jahren drastisch erhöht. Allein beim Internet-Verkehr um satte 440% oder bei den DC Workloads um 260%. Spitzenreiter hierbei ist das Krypto-Mining, das mit bis zu 3300% mehr zu Buche schlägt. Der Preis der Kilowattstunde hat sich in dieser Zeit oft mehr als verdoppelt. (*1)

Was nun? Abschalten? Begrenzen? Selbst wenn man Krypto-Mining aussen vor lässt – der Anstieg des Energieverbrauchs ist signifikant und wir sind auf Internet und Datacenter angewiesen. Allein in der Schweiz gibt es mehr als 85 Datacenter und die Region Zürich hat die höchste RZ-Dichte in Europa, die ungefähr 4% des Schweizer Stromverbrauchs ausmachen (*2). Dabei gibt es auch eine gute Nachricht: diese könnten um 45% effizienter betrieben werden (*3).

Es kann nicht so weitergehen wie bisher

Uns allen ist klar, dass der Energieverbrauch nicht ungebremst weiter steigen kann. Die UN hat die «Net-Zero World» als eine der grössten Herausforderungen für die Menschheit erkannt und «Objective Sustainable Development Goals» (SDG), denen Technologien eindeutig zugeordnet werden können, in einer Agenda 2030 definiert (*4).

Net Zero bedeutet, dass sich die erzeugten und die entnommenen Emissionen die Waage halten. Dazu gehören die indirekten Emissionen in der Wertschöpfungskette (von eingekauften Waren/Dienstleistungen bis zum Pendeln der Mitarbeitenden), die indirekten Emissionen aus der Energie, die ein Unternehmen verbraucht und die direkten Emissionen aus Tätigkeiten des Unternehmens (vom Energieverbrauch in Gebäuden bis zum Treibstoff der Firmenfahrzeuge).

Energieverbrauch ist für alle ein wichtiges Thema

Auch die EU hat eine «Energy Efficiency Directive» für Datacenter verabschiedet. Dazu wurde im Jahr 2020 geschätzt, wie hoch der Energieverbrauch in 2030 sein würde. Dieses geschätzte Level muss im tatsächlichen Verbrauch um 11.7% unterschritten werden. Dadurch ergibt sich eine definierte Obergrenze für den Endenergieverbrauch von 763 Mio. Tonnen Rohöläquivalent. Diese ist verbindlich. (*5)

Nicht nur staatliche Organisationen reagieren: für über 67% der Kunden sind heute Energiefragen kaufentscheidend. Fast alle der G250-Unternehmen haben sich ESG-Ziele gesetzt (Environmental, Social and Governance, prozessorientiert und längerfristig ausgerichtet) und auch für viele Arbeitnehmer ist es ein Kriterium für die Job-Wahl. Es brennt also allen unter den Nägeln - und das ist gut so!

Nachhaltigkeit in der IT

Während die ICT für 2-4 % der Kohlenstoffemissionen weltweit verantwortlich ist, bietet sie gleichzeitig das Potential, 15% der weltweiten Emissionen zu vermeiden (*6 ). Damit hat die IT eine duale Verantwortung. Zum einen, dafür zu sorgen, dass sie selbst nachhaltig ist. Durch die Nutzung erneuerbarer Energien, die optimale Auslastung von Anlagen und Servern, die Nutzung der Cloud, Wiederaufbereitung von Komponenten – es gibt viele Ansätze. Zum anderen aber auch dadurch, dass IT für smarte oder «E»-Lösungen von Herstellung bis Landwirtschaft eingesetzt wird, für hybride Arbeitsmodelle oder verbundenen Verkehr.

Der Energieverbrauch von Datacentern lässt sich z. B. über energieeffiziente Hardware oder moderne Kühlsysteme positiv beeinflussen, eine widerstandsfähige und nachhaltige Infrastruktur sichert die Arbeit von Unternehmen und Behörden. Auch ein Standort in einer kühleren Region hilft und sollte bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Viele kreative Ansätze zusammen ergeben deutliche Senkungen des Energieverbrauchs. Gerade im Chip-Bereich hat sich in den letzten drei Jahren sehr viel getan; so leisten aktuelle Serversysteme bei identischem Stromverbrauch ein Vielfaches von 3-5 Jahre alten Systemen. Das bietet nicht nur Optimierungspotential im Stromverbrauch, sondern auch grosses Potential für Kosteneinsparungen. Viele Unternehmen bezahlen z. B. für ihre Rechenzentren in 2023 das Dreifache des Strompreises von 2022.

Was kann jedes Unternehmen tun?

Jedes Unternehmen kann seinen eigenen Energieverbrauch optimieren. Der erste Schritt ist sicherlich die Information über Gesetze, Normen und Gütesigel – in welchem Rahmen bewegt sich das Unternehmen überhaupt? Dann braucht es zusätzliche Skills im Unternehmen, um das Thema anzugehen. Ausbildung und Zertifizierung sind also Themen, über die sich nachzudenken lohnt. Austausch mit Lieferanten und Partnern kann zusätzliches Potential für Optimierungen aufzeigen. So schafft man die Basis für die Reflektion über den Stand des eigenen Unternehmens. Was sind unsere Emissionen, wie sind die Messungen erfolgt, passt die Basis? Welchen Fussabdruck hat das Unternehmen, wo können wir von Best Practice anderer lernen?

Mit allen Informationen kann dann eine nachhaltige und passende Strategie entwickelt, ein Framework aufgestellt, Verantwortlichkeiten und Ziele definiert und der Fortschritt entlang der Timeline gemessen werden. Hinzu kommen praktische Massnahmen wie z.B. das Wiederverwenden von Patch Kabeln, das Verkleiden der Racks mit Blenden (optimaler Airflow) oder eine optimierte Datenhaltung ohne unnötige Duplikate.

Wie kann ITRIS One Ihr Unternehmen unterstützen?

ITRIS One bietet Ihnen nicht nur unterschiedliche Checks und Audits, um Sie bei der Frage «wo steht mein Unternehmen überhaupt» zu unterstützen, unsere Consultants können mit Ihnen auch eine Roadmap hin zu einer effizienteren und klimafreundlicheren IT ausarbeiten und umsetzen. Dabei spielt die Grösse oder Branche Ihres Unternehmens keine Rolle. Wir arbeiten in allen Themenbereichen mit den führenden Herstellern zusammen – sie alle haben energieeffiziente und nachhaltige Geräte und Lösungen im Angebot.

Warten ist keine Option mehr!

Alles in der Welt hängt zusammen und voneinander ab. Ein Unternehmen tut gut daran, wirklich alle Aspekte und auch das Umfeld zu berücksichtigen, um jede Möglichkeit zur Energieeffizienz zu nutzen. Jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung hilft! Die IT-Strategie sollte dies widerspiegeln. Eine saubere Dokumentation hilft, Fortschritte aufzuzeigen und Best Practice zu erkennen. Teilen ist hier ausdrücklich erwünscht – dies ist eine gemeinsame Anstrengung, kein Wettbewerb. Der Weg zur Net-Zero-World ist lang, aber er ist der einzig gangbare und es ist allerhöchste Zeit, damit zu starten.

«Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt» (Lao-tse) - gehen wir ihn gemeinsam!

Wie können wir Sie unterstützen? 

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